Der Film ist längst eingeholt worden vom Game und überholt ihn. So legen es immer wieder Zahlen in Speeches nahe (woher diese Zahlen genau kommen, bleibt oft ein Geheimnis). Im letzten Jahr wurden sogar mehr Indiegames verkauft als TrippleA Produkte – so sagt man. Als Argument im „Kulturkampf“ der Gesellschaft sind sie auf jeden Fall wichtig diese Argumente, denn Zahlen schlagen im Kapitalismus jedes andere Argument und so „Frisst nicht der Film die Games, sondern die Games fressen den Film“ (Zitat eines MitChronisten hier in einem Gremium zur Kulturförderung).
Der Film hat Hollywood, es produziert Filme. Es ist die Traumfabrik. Es ist das Massenmedium, das nicht mehr nur in Kinos läuft sondern nun auch als Serien. Individueller Massenkonsum. Etwas was Games schon immer waren (mit Ausnahmen) – aber das wird hier anderswo diskutiert. Es ist das Feld der Stars und des Glitzers.
Er ist wieder da. Regelmässig mit richtig gut abgestimmten zeitlichen Produktereleases. Ein Game mit cleveren Entwicklungsmöglichkeiten: Jedes Jahr ein neues Update. Ein Aushängeschild der Schweizer GameDesignScene. Ein Brand der vermutlich heute 1 Milliarde wert sein sollte – konservativ gerechnet.
Dieser Blog soll eine Chronik sein, durch das SchweizerGameDesign von seinen Anfängen in den 70er Jahren bis Heute. Er ist eine Chronik im Sinne alter Chroniken. In diesen wurde wild durcheinnander Fakten gesammelt. Die Idee von Geschichte als Wissenschaft existiert bekanntlich erst seit der Neuzeit oder konkreter medial seit dem Buchdruck. Oft waren diese Fakten widersprüchlich oder gar von den Chronisten abhängig und wiederum vom aktuellen Zeitgeist. In diesem Sinn: Hier ist alles persönlich und die Chronisten hoffen, dass auch andere die Geschichtsschreibung selbst in die Hand nehmen.
Diese Chronik soll also Fakten zusammentragen, die dann wiederum in einer Geschichte die einst geschrieben werden sollte, eingeordnet und genutzt werden können.
Das Areal in Oerlikon, wo der SwissGameHub untergekommen ist, wurde von der Stadt der ABB abgekauft. Zuletzt etwa gab es einen CollabSpace in den Räumen des SwissGameHubs. Darum sieht der SwissGameHub heute auch so aus, wie er aussieht. Diese Zwischennutzung endet 2030. Danach hat die die Stadt konkrete Pläne. Wie die Aussehen kann man im Tagesanzeiger vom 15. Mai nachlesen:
Im Artikel wird auch noch aufgezeigt, dass es um Kreislaufwirtschaft gehen soll. Ein Aspekt, der damals auch bei der Bewerbung um das Areal vom SwissGameHub eine Rolle spielte. Und zu dem auch Konzepte erarbeitet wurden. In diesem Sinn – wer daran interessiert sein sollte, der melde sich bei den Machern von HouseOfGamez. Es gibt Sustainibility-Möglichkeiten auch im Gamedesign.
Der SwissGameHub entstand als BottomUp-Projekte von 3-4 Studios und ist stetig gewachsen. Nun ist er umgezogen nach Oerlikon in eine Halle der Stadt in Zwischennutzung. Der Preis für die Miete ist niedrig für die 2’500 m2 (siehe von Aesch im Interview). Ab 2030 wird hier ein neues Quartier mit Wohnungen etc gebaut.
Der Wille zur Gestaltung der analogen Welt oder der ordinäre Co-Workspace
Die Halle selbst hat sich dabei nicht wirklich verändert. Denn schon davor war der Raum ein von der ABB oder Untermieter(?) bewirtschafteter CollabSpace. Er sah de facto vor Bezug gleich aus wie heute. Das hatte auch damit zu tun, dass der SwissGameHub konnte alle Möbel übernehmen konnte. Es sieht – sorry ein bisschen trostlos aus. Ein Labyrinth. Auch in diesem Raum ist die Kreativität leider in der Tradition der Gameentwicklung anscheinend nach Innen ins Digitale gerichtet. Damit erfüllt man das eigene Klischee vom „die brauchen nur Bildschirme“ leider allzu gut. Anders gesagt: Es könnte irgend ein Collabspace sein. Die Macher müssen sich sagen: unsere Welten liegen im Digitalen. Warum dennoch keine virtuellen Welten in Endlosschleife laufen, lässt sich nur historisch erklären. Dies ist von aussen gesehen einfach zu wenig Repräsentation für die GameWelten, die ja bekanntlich keine Repräsentation im Analogrealen haben. Man produziert für die Welt, so war der Claim schon in den 80er Jahren und nicht fürs Lokale. Leider muss der Space hier noch massiv aufrüsten. Gerade weil dieser Space zum Sinnbild des aufstrebenden GameDesigns geworden ist und nun eine Vorzeigefunktion hat.
Opening
Die Eröffnung war – soweit berichtet wurde – sehr gut besucht und alles, was Rang und Namen hatte ist erschienen. Letztlich ein Grund zum Feiern: Das Digitale hat einen eigenen Raum.
Denn und das muss gesagt werden: Dadurch erreicht die Aufmerksamkeit gerade für den Inkubator/Business-Bereich des Gamedesigns der Schweiz neue Höhen. Denn prinzipiell sind bis anhin viele der grossen in Zürich ansässigen GameDevs und Game anhängen Branchen nicht öffentlich sichtbar gewesen. Der SwissGameHub ist nun so ein Ort, auch wenn er nur per Einladung besucht werden kann (soweit bekannt). Es ist also kein öffentlicher Raum.
Auch wenn es auf weiteres nicht klappt eine eigene Organisation zu bekommen für die Games und die Games weiterhin der Filmförderung untergeordnet ist. Zumindest gibt es nun eine Person, die die Spiele bei der Filmförderung Zürich vertritt. Hier findet man mehr zu Stefan Schmidlin >
Zunehmend wird der Begriff „Industrie“ verwendet im Bereich des Gamedesigns in CH. Etwa im folgenden Artikel/TV-Beitrag zum neu eröffneten Gamehub von den Machern selbst (aber er taucht auch in Gesprächen, Selbstbeschreibungen auf):
Der Begriff wird hier bewusst benutzt. Es scheint als Abgrenzung – als eine Art „positives“ Label – zu sein. Er folgt damit dem längeren Diskurs der „Kreativwirtsschaft/-industrie“. Einem Begriff, der eingeführt wurde, um zu zeigen: „Wir sind wichtig, wir setzen soviel um“. Dabei geht es auch um einen Sammelbegriff, da die Kreativbranche meist aus vielen kleinen Betrieben besteht (im Vergleich zu Sony, ABB etc) und damit nicht unbedingt dem Konzept von Industrie entspricht.
Industrie
Normalerweise wird der Begriff Industrie vorallem für die Grossindustrie verwendet. Also Unternehmen mit 100+ oder eher 1000+ Mitarbeiter, die im grossen Stil Produkte herstellen. Massenprodukte.Der durchschnittliche Betrieb mit 5-15 Mitarbeitern sieht sich dagegen eher als „Mittelständler“ – auch wenn viel produziert wird. In der Kategorie „Industrie“ gibt es wenige in CH – vielleicht GIANTS und die FUMINA(?) – 40+.
Die Stadt schrieb vor einem Jahr oder schon 2 Jahren (?) einige Räume aus in Oerlikon für eine Zwischennutzung. Die Dauer war 5-6 Jahre.
Der SwissGameHub suchte auch nach einer neuen Bleibe. Ein Raum war besonders interessant – die folgende Halle: 2500 m2 und es war davor schon ein CollabSpace gewesen. Die Stadt würde da den Mietern auch sehr entgegen kommen mit Inventar wie Tischen etc.
Eine Idee, die damals aufkam: Warum nicht diesen Raum attraktiver machen und ein bisschen Kultur reinbringen. Ein Game-Museum. Dadurch würde der Ort das Gamedesign in der Stadt verankern und die digitalen Welten würden endlich einen eigenen Ort haben. Das würde natürlich als Nebeneffekt auch die die Attraktivität fürs Gesuch steigern.
Sobald das Gesuch dann wider Erwarten bewilligt wurde, ging es daran dieses Konzept des Museums auszuarbeiten (Wobei das Museum im Endkonzept anscheinend nicht mehr Teil des Vertrages war). Der neue Name des Projektes House of Gamez. Mit dabei waren alte Köpfe neben Beat Suter, René Bauer (gamelab.zhdk.ch) auch Ivo Vasella vom outlane.ch. Das dabei entstandene Konzept und die Vorarbeiten findet sich als Projektbeschrieb bei gamelab.zhdk.ch hier. Es gab es verschiedene Gespräche mit anderen Gruppen, die zugesagt hatten darin Führungen zu machen oder eigene Inhalte unterzubringen. Dazu gab es Museumsbesuche, um sich Konzepte anzusehen etc. Es war schon sehr ausgereift und die wichtigsten Sachen waren geklärt.
Und dann entschied sich der SwissGameHub im Feb 2025 dagegen: Begründung kein Platz!
(Die Begründung war nicht: „Wir können es uns nicht leisten!“ Das wäre etwas gewesen, was man ja noch verstehen könnte.)
Selbstverständlich ist dieser Entscheid zu respektieren, wenn auch nicht unbedingt nachvollziehbar bei dem vielen Raum. Was diese Entscheidung persönlich bedeutet und wieviel Vertrauen zerstörte wurde, soll hier nicht diskutiert werden. Was aber in der Geschichtsschreibung der Gamekultur der Schweiz interessant ist, sind die Voraussetzungen und Implikationen dieses Entscheids.
Entscheid: Abkapselung
Der SwissGameHub wird dadurch nicht zugänglich sein. Er wird sich letztlich nur die eigene Klientel (Entwickler*) richten und keine Ausstrahlung in diesem Stadtbereich und in Zürich allgemein haben. Auch die Auseinandersetzung innerhalb der Szene wird voraussichtlich nicht stattfinden. Die Szene muss sich auch überhaupt nicht rechtfertigen, was da hinter verschlossenen Türen passiert. Dadurch stärkt die Szene den Vorwurf, selbstbezogen zu sein. Das Statement könnte man* auch so formulieren: „Uns interessiert das da draussen nicht. Wir interessieren uns für unsere digitalen Welten.“ Man* mag das für überissen halten und es mögen auch nicht die Gründe sein, im Resultat geht es aber genau darum.
Oder wie in einer Diskussion vor Jahren auf dem SwissGameHub-Discord geäussert wurde – hier paraphrasiert : „Warum sollten wir in die Stadt gehen und uns zeigen in der Zentralbibliothek bei einem Vortrag zum Thema Games, dass es uns gibt: Die sollen doch zu uns kommen in den Hub!“
Selbstverständlich funktioniert das so nicht. Kultur ist etwas Gemeinsames, ein Austausch. Ausser man* will halt wirklich in der Blase leben. Akzeptanz gibt es dafür noch weniger.
Entscheid: Historisch – Games keine Kulturform des Protestes
Historisch gesehen ist der Entscheid völlig klar. Hier zugespitzt dargestellt: Die GameDesignScene – die geplante Ausstellung dazu wird es nun nicht geben – entwickelte sich in den 80/90er Jahren vorallem aus jungen Protagonisten*. Diese waren grossmehrheitlich Autodidakten*. Dementsprechend waren auch ihre Produkte in der Demo- wie der Gamedesignszene (Homecomputer): Sie entwickelten Gamemechaniken, einen eigenen Stil, der nicht viel mit dem Rest der Gesellschaft, Kultur oder gar Kunst zu tun hatte. Das Ganze bewegte sich von Anfang an in einer eigenen Blase.
Die Software-Cracker der 1980er-Jahre konnten nicht wissen, dass sie mit ihren illegalen Handlungen eine Kunstform erfanden, die heute auf der Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz steht: die Demo-Szene. Sie zelebriert bis heute digitale Kunst mit möglichst effizienter Programmierung.